Bibelforscher

Mögliche Abkürzungen:

  • Bifo (für Bibelforscher)
  • IBV (für Internationale Bibelforschervereinigung)

 

Die Religionsgruppe der „Bibelforscher“, die heute als Zeugen Jehovas bekannt ist, lehnte den NS-Staat aus religiösen Gründen ab. Mitglieder verweigerten auf Grund ihres Glaubens zum Beispiel

Zeugen Jehovas in der NS-Zeit

Der am 5. April 1895 in Lavesloh (Niedersachsen) geborene August Seelhorst gehörte wie seine Frau Regina der “Internationalen Bibelforscher-Vereinigung” (IBV) an, die sich seit 1931 weltweit “Zeugen Jehovas” nannten. Als diese nach Machtantritt Adolf Hitlers 1933 in einigen deutschen Ländern und 1935 in ganz Deutschland verboten wurden, betätigten sich viele Zeugen Jehovas im Untergrund weiter. Der Staat ging hart gegen sie vor. Sie verloren ihre Arbeitsstellen, oft auch ihre Wohnungen oder Rentenansprüche. Ihre Kinder wurden häufig in Heime oder zu Pflegefamilien gegeben. Viele wurden zudem in Konzentrationslager verschleppt und ermordet.  Es wird von insgesamt rund 10 000 Opfern ausgegangen.

Inhaftierung des Ehepaars

Auch August Seelhorst und seine Frau waren betroffen. Nach einem Dienststrafverfahren verlor er zuerst seine Anstellung als Justizobersekretär in Frankfurt an der Oder und danach verlor das Ehepaar die gemeinsame Wohnung. Beide fanden zunächst Unterkunft bei Bekannten, ehe sie bei der Schwester von Regina Seelhorst unterkamen. Dort wurde August Seelhorst wegen seiner Tätigkeit als Zeuge Jehovas verhaftet und am 7. August 1937 in das KZ Sachsenhausen nahe Berlin  überführt. Als Häftling der Kategorie “IBV” (Internationale Bibelforscher) erhielt er den “Lila Winkel” als Kennzeichen für die Zeugen Jehovas. Nach mehrfacher Verlegung innerhalb des KZ verstarb er am 24. März 1939 an einer Lungenentzündung. Seine Frau Regina wurde am 27. Juli 1939 zusammen mit ihrer Schwester Frieda Bautze ebenfalls von der Gestapo verhaftet und in das KZ Ravensbrück gebracht. Im März 1944 trennte man die Schwestern; Regina Seelhorst sowie fünf weitere Angehörige der Glaubensgemeinschaft überführte man zum Kommando Schloss Mittersill, das als eine der 60 Außenstellen zum berüchtigten KZ Mauthausen in Österreich gehörte.

Arbeit und Befreiung aus dem KZ

In Mittersill bei Salzburg wurden sie für landwirtschaftliche Arbeiten eingesetzt. Einsatz fanden hierbei speziell Zeuginnen Jehovas, da sie als zuverlässig arbeitend bekannt waren und man bei ihnen keine Fluchtversuche befürchtete. Das Frauenaußenlager wurde zusammen mit dem KZ Mauthausen vom 5. – 7. Mai 1945 befreit. Regina Seelhorst lebte danach in der Bundesrepublik Deutschland und starb am 4. März 1976. Am 31. Mai 2017 wurden in Frankfurt an der Oder zwei Stolpersteine für Horst und Regina Seelhorst verlegt, um an sie zu gedenken.