Elisabeth Kunesch – politischer Häftling
Mögliche Abkürzungen: Pol. oder Sch (für Schutzhaft), auch zu Sch.pol kombiniert
Direkt nach der Machtübernahme gingen die Nationalsozialisten gegen politische Gegner*innen vor. Sie verhafteten Kommunist*innen, Sozialist*innen, Sozialdemokrat*innen, Gewerkschafter*innen und andere Regimegegner*innen und verschleppten sie in die frühen Lager. Während die meisten Häftlinge bald wieder entlassen wurden, blieben einige Tausend Männer und Frauen dauerhaft als politische Häftlinge in KZ inhaftiert. Daneben verurteilten die Gerichte zehntausende weitere Regimegegner in den ersten Jahren der NS-Herrschaft zu Gefängnisstrafen. Viele von ihnen nahm die Gestapo nach dem Ende ihrer Haftzeit direkt in Schutzhaft. Um als Schutzhäftling auf unbegrenzte Zeit inhaftiert zu werden, konnte aber auch bereits eine unvorsichtige Äußerung oder der Verdacht ausreichen, politisch gegen die Nationalsozialisten eingestellt zu sein. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs verhafteten die Nationalsozialisten auch in den besetzten Ländern zahlreiche Menschen
wegen vermeintlichem oder tatsächlichem Widerstand. In den KZ mussten fast alle nichtdeutschen Häftlinge einen roten Winkel tragen.
(Quelle: https://arolsen-archives.org/news/uebersicht-der-haeftlingskennzeichnungen, bearbeitet und gekürzt)
Früheres Leben
Elisabeth Kunesch ist am 29. November in Sprossen geboren. Ihre Eltern sind beide in der KPD, weshalb sie ihre Arbeit verlieren und ihr Vater mehrfach verhaftet wird. Elisabeth ist Pionierin. Dabei gehört es zu ihren Aufgaben, Flugblätter zu kleben, sowie zu verteilen und an Demonstrationen teilzunehmen. Mit einem Mann bekommt sie 2 Kinder, darf ihn jedoch nicht heiraten, da ihr Großvater aus Böhmen stammt und sie deshalb einen tschechischen Pass hat.
NS-Zeit und Inhaftierung
1940 um drei Uhr nachts wird sie von der Polizei verhaftet. Zu diesem Zeitpunkt ist ihre Tochter 2 Jahre alt und ihr Sohn gerade erst auf die Welt gekommen. Elisabeth kommt von Schleiz nach Gera ins Gefängnis und dann weiter nach Weimar in das Gestapo-Gefängnis. Von Juni 1940 bis März 1941 ist sie in Haft in Weimar. Dort erhält sie die Nachricht, dass der Vater ihrer Kinder gefallen ist. Am 1. März 1941 wird sie in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Aus diesem wird Elisabeth am 26. Juli 1943 „versuchsweise“ entlassen. Bei der Entlassung muss sie unterschreiben, mit niemandem darüber zu sprechen, wo sie herkommt und was mit ihr passiert ist. Sie kommt zu Bauern, bei denen sie Zwangsarbeit leisten muss. Elisabeth erhält kein Entgelt, lediglich Essen. Außerdem muss sie sich jeden dritten Werktag bei der Polizei melden und mit regelmäßigen Kontrollen bei ihrer Arbeit auf dem Feld rechnen. Als sie nach Kriegsende nach Hause kommt geht es ihr psychisch sehr schlecht. Ihre Tochter ist mittlerweile sieben Jahre alt und ihren Sohn hat sie bis zu diesem Zeitpunkt kaum kennen gelernt.